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Gewerblich nähen seit 12 Jahren – Bis es mich nur noch genervt hat

Mein Näh-Burnout

Nach guten 12 Jahren gewerblichen Nähens habe ich 2020 nach der Geburt unseres dritten Kindes gemerkt, dass ich auf einmal viel weniger Zeit habe als vorher. Die Jungs waren schon in Schule und Kindergarten, aber jetzt war wieder ein kleines Baby zu Hause, das meine volle Aufmerksamkeit gefordert hat. Und ich wollte mich voll und ganz darauf konzentrieren. Nach Geburt von Kind Nr. 2 saß ich nämlich eine Woche später schon wieder an der Nähmaschine und habe Aufträge abgearbeitet.

Das gewerbliche Nähen ist immer weiter in den Hintergrund getreten, bis ich es Ende 2021 komplett auf Eis gelegt habe. Für mich, die Kinder und Stammkunden habe ich immer mal wieder was genäht, aber muss echt sagen: Am Ende hat es mich nur noch genervt. Ich war sogar froh, über jeden Auftrag, den ich ablehnen konnte.

Bevor ich mich dazu entschlossen hatte, gewerblich zu nähen, habe ich mich gefragt: “Wenn das Nähen kein Hobby sondern Job ist, würde es mir dann noch Spaß machen?” Und ich kann ganz klar sagen: Ja, hat es! Auch wenn ich in Hoch-Zeiten 13-14 Bestellungen täglich über Amazon “reinbekommen” habe. Da glich es schon eher Akkord-Arbeit. Aber Spaß hatte ich immer am Nähen.

Ehrlich: In den letzten 1,5 Jahren hat mir das Nähen auch nicht wirklich gefehlt. Da ich seit Ende 2020 Frauen in die Selbstständigkeit begleite, war ich immer noch irgendwie mit dem Nähen verbunden. In meiner sew what Näh-Business-Community sehe ich natürlich aber auch immer die neuesten Stoffes. Deshalb habe ich seit Kurzem wieder richtig Lust aufs Nähen bekommen. Und zwar nicht nur privat, sondern auch gewerblich.

Neustart

Meine Kinder sind inzwischen dem Baby-Alter entwachsen und ich aus dem Bereich “Babymode”, der mir jahrelang guten Umsatz (teilweise 5-stellig im Monat) gebracht hat, “herausgewachsen”. Ich finde die Kleidung zwar süß, finde aber nicht wirklich mehr Erfüllung darin, sie zu nähen. Babymode ist also für meinen Neustart schonmal keine Option.

Gerade plane ich mein neues Sortiment, das ich natürlich so simpel wie möglich halten werde. Das empfehle ich auch immer meinen Kundinnen. Für den Start ist es meist besser, sich auf wenige Produkte zu konzentrieren und das Angebot nach und nach auszubauen. Amazon hat sich auch erst als Händler für gebrauchte Bücher einen Namen gemacht, bevor nach und nach immer neue Produkte ins Portfolio aufgenommen wurden. Heute gibt es gefühlt nichts, was es dort nicht gibt.

Keep it simple

Auch was meine Stoffauswahl angeht, werde ich diese zu Beginn recht übersichtlich gestalten. Bestimmt geht es dir auch oft so: Von zu viel Auswahl bist zu erschlagen und kaufst am Ende vielleicht gar nichts (wie vorm Shampoo-Regal im Drogerie-Markt, am Ende kauft man, was man immer kauft). Und so geht es natürlich auch vielen anderen Menschen. Zuviel Auswahl überfordert meist, da man Angst hat, die falsche Wahl zu treffen. Ausweiten kann man sein Sortiment im Nachgang immer!

Mein Selbst-Test – Kein Social Media

Als ich 2010 begonnen habe gewerblich zu nähen gab es noch kein Instagram, eine facebook-Fanpage habe ich auch erst seit ca. 2013/2014 (seit 2021 liegt diese aber brach). Ich habe mir also zu Beginn alles ohne Social Media aufgebaut und frage mich, ob es auch heute noch ohne geht.

Ich höre immer wieder von Kundinnen und Followern, dass sie gestresst von Social Media sind. Vergleiche mit anderen, das Schauen auf Likes und Reichweite, das Erstellen von Content. Und ich bin wieder ehrlich: Mich stresst das auch. Deshalb habe ich beschlossen, weniger Zeit auf Social Media zu verbringen und merke schon nach einigen Tagen, wie gut mir das tut und wieviel Zeit ich plötzlich für andere Dinge habe.

Viele dieser Dinge lenken nämlich auch oft ab. Meist ist es besser, seine Zeit auf das zu konzentrieren, was einem wirklich Umsatz bringt! Nämlich in die Entwicklung seiner Produkte, in Kundengewinnung und das Erschließen neuer Märkte.

Mein Feldversuch deshalb: Ich starte neu durch, ohne facebook- oder Instagram- (geschweige denn: tiktok-)Account, genauso, wie ich es auch damals gemacht habe.

Slow and steady wins the race

Für meinen Neu-Start habe ich mir mindestens 6 Monate eingeplant, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es etwas dauern kann, bis alles anläuft. Immer wieder bin ich überrascht wenn ich höre, dass “das Gewerbe nach 3 Monaten immer noch nicht läuft und ich melde es jetzt deshalb wieder ab!”.

Gut Ding will Weile haben. Auf deinem Weg sind vielleicht auch ab und zu Richtungsänderungen nötig, bis du deinem Ziel näher kommst.

Und auf meinem Weg nehme ich dich in den nächsten Monaten sehr gerne mit.