Preiskalkulation für genähte Produkte

Preiskalkulation für genähte Produkte

Damit die Preiskalkulation für deine genähten Produkte kein Ratespiel ist, gebe ich dir in diesem Artikel Tipps, was du alles in deine Preise einberechnen solltest.

Was sollten deine Produktpreise beinhalten?

Vielleicht denkst du jetzt: Na das Material und meine Arbeitszeit natürlich! Und genauso habe ich zu Beginn auch meine Preise berechnet. Deine Produktpreise sollten aber noch weitere Dinge beinhalten, damit du einen anständigen Gewinn machst und weiter in dich und dein Handmade Business investieren kannst.

Ich zeige dir hier, welche Kosten du beachten solltest, damit das ganze kein Minus-Geschäft für dich wird.

Dein Stundenlohn

Ein weiterer großer “Batzen” bei der Preiskalkulation für genähte Produkte ist dein Stundenlohn. Weißt du überhaupt, was deine Arbeitszeit wert ist? Wieviel zahlst du dir selbst pro Stunde? Den Mindestlohn von aktuell 10,45 EUR (Stand Juli 2022) oder vielleicht sogar noch weniger? Setzt du als Stundenlohn den Betrag an, den du in deinem Angestelltenjob verdienst?

Natürlich muss man immer unterscheiden, ob du dein Gewerbe als Haupt- oder Nebenjob betreibst. Hast du neben dem Gewerbe noch einen Hauptjob, dann hast du bei deiner Preiskalkulation für deine Handmade Produkte natürlich etwas mehr Spielraum, da du im Zweifel nicht davon leben musst.

Trotzdem solltest du dich nicht unter Wert verkaufen und dir mindestens den Mindestlohn zahlen.

Im Nebengewerbe wird die Krankenversicherung i.d.R. über den Hauptjob abgedeckt (wenn du dort mehr verdienst und mehr Stunden arbeitest als in deinem Gewerbe. Genaue Infos dazu erhältst du bei deiner Krankenkasse).

Sobald du aber hauptberuflich selbstständig bist, musst du natürlich auch diese Kosten auf deine Produkte umlegen (der Mindestbeitrag für die freiwillig gesetzliche Krankenversicherung liegt bei ca. 200 EUR/Monat).

Auch wirst du, sobald du keinen anderen Hauptjob hast, in deinem Urlaub oder im Krankheitsfall nicht bezahlt. Deine Preise sollten deshalb so kalkuliert sein, dass auch solche Phasen mit abgedeckt sind.

Steuern

Auch wenn du vielleicht die Kleinunternehmer-Regelung in Anspruch nimmst, befreit dich das nicht von der Pflicht, Einkommensteuer zu zahlen. Liegst du über dem Freibetrag von 10.347 EUR (Stand Januar 2022 für Einzelpersonen) musst du (wenn die Summe aller deiner Einkünfte über diesem Betrag liegt) Einkommensteuer zahlen.

Die Einkommensteuer hängt von deinem persönlichen Steuersatz ab, den du beim Finanzamt erfragen kannst. Diese Kosten sollten natürlich bei der Preiskalkulation deiner Handmade Produkte beachtet werden.

Ab einem Umsatz von über 22.000 EUR im Kalenderjahr bist du dann auch verpflichtet, ab dem Folgejahr Umsatzsteuer abzuführen. Um nicht weniger Gewinn als vorher zu machen, muss also auch die Umsatzsteuer mit deine in deine Produktpreise einkalkuliert werden.

Liegt dein Jahresgewinn über 24.500 EUR dann ist schließlich auch noch Gewerbesteuer fällig (die Höhe hängt von der jeweiligen Kommune ab).

Gebühren/ Beiträge/Versicherungen/sonstiges

Hier werde ich nur einige nennen, da das sonst den Rahmen sprengen würde :-):

  • Kontoführungsgebühren für dein Geschäftskonto
  • paypal-Gebühren (wenn du Kunden diese Zahlungsmöglichkeit anbietest)
  • Lizenzen für Schnittmuster, Plott-/Stickdateien
  • Rechtstexte (AGB, Widerrufserklärung, Impressum und Datenschutzerklärung): Meine Empfehlung: IT-Recht-Kanzlei (über diesen Link sparst du bei Buchung deiner Rechtstexte als Neukunde 10% auf alle Pakete außer das “unlimited Paket”)
  • Beitrag für IHK/ HWK
  • Beitrag für GINETEX (bei Nutzung der Pflegehinweis-Symbole)
  • Betriebshaftpflichtversicherung
  • Buchhaltungsprogramm
  • Programm zur Rechnungserstellung
  • Design-Programm
  • Kosten für Onlineshop
  • Einstell-/Verkaufsgebühren auf Verkaufsplattformen
  • Weiterbildung (Kurse, Coachings…)
  • uvm.

Natürlich sind nicht alle o.g. Kosten zwingend nötig (auf ein Programm zur Rechnungserstellung kannst du z.B. erstmal noch verzichten).

Produktkosten

Natürlich gehört bei der Preiskalkulation deiner Handmade Produkte auch das Material mit dazu. Das könnte z.B. folgendes sein:

Nebenkosten

Auch hier seien nur einige Nebenkosten genannt:

Rücklagen/Gewinn

Sofern du hauptberuflich selbstständig bist, musst du dich selbst um deine Altersvorsorge kümmern und hier einen gewissen Betrag zur Seite legen/investieren.

Für Unvorhergesehenes (z.B. eine längere Krankheit, deine Stickmaschine gibt den Geist auf) solltest du außerdem Rücklagen bilden, damit du nicht alles verfügbare Kapital ausgegeben hast, wenn du es dringend benötigst.

Und natürlich sollte am Ende des Jahres auch ein gewisser Gewinn übrig bleiben, der es dir ermöglicht, in das Wachstum deines Unternehmens zu investieren.